Und dann kam Polly…
Wie solle ich anfangen, einen Text über einen Hund mit all seinen Höhen und Tiefen, zu schreiben? Über einen Hund der nie Erziehung erfahren hat und immer tun und lassen konnte was er wollte? Einen Hund der von der Straße kommt und um sein Überleben kämpfen musste. Täglich!
Hier kommt sie Geschichte unserer Polly.
Wobei, eine Geschichte ist immer etwas, was nicht mit der Realität zu tun hat aber die Geschichte unserer Polly ist die totale Realität. Das erleben wir jeden Tag auf’s Neue.
Im Jahre 2020, als sich unser Alltag etwas „entschleunigt“ hatte, die Kinder wurden älter, wir hatten mehr Zeit für uns, und wir uns entschieden hatten, unseren lang ersehnten Wunsch, einen Hund bei uns aufzunehmen, machten wir uns auf die Suche. Von Anfang an war uns klar, dass wir keinen Hund von einem Züchter haben wollten. Also machten wir uns auf die Suche nach einem Hund der zu uns passen würde. Die Tierheime waren (bzw. sind) voll mit Hunden und uns war schnell klar, dass wir uns aufgrund dessen nicht für einen Hund entscheiden hätten können und all die anderen Hunde die es genauso verdient hätten ein schönes Zuhause zu bekommen, zurück lassen zu müssen.
Nach weiteren Recherchen im Internet sind wir dann über die Anzeige von Kelly Johnson auf eBay-Kleinanzeigen gestoßen. Und hier hatten wir unseren Volltreffer. Unsere Polly.
Viele würden jetzt denken „Ach, ein Hund auf Kleinanzeigen, das kann nicht sein“, aber weit gefehlt….
Bei unserem ersten Treffen mit Polly trafen wir auf einen schüchternen und zurückhaltenden Hund der eher das Vertrauen zu Frauen hatte als zu Männern. Die erste Runde um den Häuserblock war eine kleine Katastrophe. Wenn Polly keine Lust mehr hatte weiter zu laufen blieb sie einfach stehen oder legte sich hin. Die damalige Sommerhitze machte ihr dabei wenig aus. Schließlich kam sie aus Indien und war das warme Wetter gewohnt. Wir hingegen kamen ordentlich ins schwitzen Polly zum Weiterlaufen zu animieren.
Polly hatte bis zu dem Zeitpunkt ihrer Vermittlung schon einiges durchgemacht und deshalb war es umso fairer von Kelly das sie sich Pollys „Fürimmerzuhause“ sorgfältig ausgesucht hatte.
Wir waren einer von mehreren Bewerben für Pollys Zuhause nachdem sie leider zuvor bereits einmal wieder an Kelly zurück gegeben wurde.
Umso glücklicher waren wir als Kellys Wahl dann auf uns viel.
Als Polly bei uns einzog waren wir alle glücklich. Außer Kelly natürlich, die sehr an Polly hing und hoffte die richtige Entscheidung mit Pollys neuem Zuhause getroffen zu haben.
Vermutlich war Polly auch nicht ganz so glücklich. Den ab jetzt gab es für sie Regeln. Und dies bedeutete für uns Arbeit.
Pollys Sturheit sich nicht mehr vom Fleck zu bewegen sobald sie keine Lust mehr hatte weiter zu laufen, setzte sich auch bei uns fort. Es gab Ecken wo sie einfach nicht her wollte und wir machten den Fehler und gaben nach. Wir wollten ja schließlich dem „armen Hund“ ein gutes Zuhause bieten.
Ich als Mann wurde von Polly sowieso erstmal komplett ignoriert und ihr Vertrauen mir gegenüber hat sich erst nach Monaten gebessert. Vermutlich hatte sie in Indien schlechte Erfahrungen mit Männern. Ihre große Narbe auf der linken Seite könnte dafür sprechen.
Als wir dann etwas konsequenter waren und Polly merkte das sie mit ihrer Sturheit nicht mehr weiter kommt, besserte sich auch ihr Verhalten uns gegenüber. Mittlerweile kommt sie auch schwanzwedelnd auf mich zugelaufen wenn ich mal länger nicht zuhause war. Sie legt sich sogar auf den Rücken und lässt sich ausgiebig Kraulen.
Der Rückruf klappt bei Polly leider immer noch nicht zu 100 Prozent.
Anderen Hunden gegenüber kommuniziert Polly sehr klar. Wobei man hier erwähnen muss das sie ein Straßenhund ist und anders kommuniziert als ein Hund der von Welpe an bei Menschen groß geworden ist und dem man suggeriert hat das alle anderen Hunde Spielpartner sind.
Polly sucht sich ihre Spielpartner sehr genau aus und jeden den sie nicht mag dem zeigt sie das deutlich durch Knurren. Kein böses Knurren aber eines welches dem Gegenüber vermittelt „Bleib mal weg von mir“. Schon gar nicht mag sie wenn andere Hunde auf sie zu gerannt kommen.
Leider verstehen das einige Hunde (und Hundehalter) nicht weil man ihnen beigebracht hat das alle Hunde Spielpartner sind. Straßenhunde haben die natürlichste Art zu kommunizieren und keine die wir Menschen ihnen beigebracht haben. Und genau das macht Polly aus und es ist faszinierend den Hund dabei zu beobachten.
Straßenlärm und Menschenmassen machen Polly gar nichts aus. Selbst an Silvester steht sie mit uns an der Tür und beobachtet das Feuerwerk.
Bei Besuch liegt sie entspannt in ihrem Körbchen oder da wo sie meint sich gerade hinlegen zu wollen.
Sie ist sehr neugierig und liegt gerne irgendwo erhöht um besser das Geschehen beobachten zu können.
Mit Kindern hat Polly kein Problem.
Polly ist kein Hund der sich zu einem zum Kuscheln mit auf die Couch legt aber mittlerweile fordert sie auch ihrer Kuscheleinheiten ein.
Eine kleine Macke von ihr ist das sie gerne Wasser aus dem Glas trinkt. Mittlerweile haben wir abends immer ein extra Glas für Polly mit auf dem Tisch stehen.
Trotz all der Höhen und Tiefen mit Polly und all ihren Macken würden wir sie nicht mehr hergeben wollen und bereuen es nicht sie bei uns aufgenommen zu haben.
Wir können nur jedem der sich einen Hund zulegen möchte dazu animieren einen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen.
Allerdings muss mach auch dem Hund gegenüber fairerweise sagen das ein Hund aus dem Tierschutz eine Menge Arbeit bedeuten kann und man Geduld und Verständnis haben sollte bis alles klappt. Es braucht seine Zeit bis der Hund „angekommen“ ist.